Guitarra Baiana – Eletroschock vom Südatlantik.

Ein originelles Beispiel von Uraltfusion kommt aus Brasilien, wo in den 1940 Jahren zwei technisch versierte Musiker aus Salvador (nordöstlicher Bundesstaat Bahia) auf die Idee kamen, ihre Samba-Mandolinen mit selbstgebauten Tonabnehmern zu versehen, um damit während der Karnevalstage gegen Blaskapellen antreten zu können.

Was eigentlich als Jux gedacht war hatte ungeahnte Folgen, denn zum einen entsprang der Aktion die „Guitara Baiana“, die erste elektrische Solid-Body Mandoline aller Zeiten (ca. 10 Jahre älter als Fenders Mandocaster) und zum anderen eine der ältesten bekannten Rock-Fusion Stilrichtungen, der „Frevo Eletrico“ (elektroschockbehandelte brasilianische Karnevalsmärsche mit Power-Trio Arragements). Die Auftritte der beiden waren grosse Erfolge im Salvador der 50er Jahre, was zur Folge hatte, dass dort der musikalische Underground bereits eigene verzerrte Riffs klimperte, bevor man dort von Elvis Presley oder den Stones überhaupt nur wusste. Ganz nebenbei enstand dabei einer der Urahnen der Love Parade, das so genannte „Trio Eletrico“. Die Auftritte fanden nämlich prinzipiell auf fahrenden Lastwagen statt – anfangs kleinere und später immer grössere, bis daraus die monströsen mobilen Bühnen des heutigen bahianischen Karnevals wurden. In den frühren 80ern fand diese Konzept bis nach Frankreich und Italien, und beinflusste von dort aus auch das Konzept der Love Parade. Alles über die Guitarra Baiana und die Geschichte des Trio Eletrico findet sich unter www.guitarra-baiana.com.


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