Seperate – Ein guter Tag zum sterben!

Nach „Zahltag“ und „Die Jagd nach dem König“ erschien nun am 6.Juli das 3. Sololbum „Ein guter Tag zum sterben“ des Mainzer Künstlers Separate, welches exclusive von Monroe produziert wurde. Die beiden bezeichnen dieses Album als echten Klassiker, worüber man streiten kann. Jedoch wird es wohl jedem echten Rapfan im Empfinden ähnlich gehen, die Beats sind durchweg Zeitlos, die Raps sind „raw“ gehalten und auch mal eine Stelle an der ein wenig die Luft ausgeht wurde nicht extra nocheinmal verfeinert, was mir persönlich sehr gut gefällt und vorallem jedem Stück  wieder ein bisschen mehr Leben und Dynamik mit gibt. Einzig und allein die Themenvielfalt ist etwas mager und wenn man bedenkt, dass Seppo durch die Blume blicken lässt das wenn dieses Album kein kommerzieller Erfolg wird und …

…sich die Arbeit endlich bezahlt macht, er endgültig dem Rapgame den Rücken kehrt, sollte man eben diese Vielfalt nicht missen müssen, außerdem halte ich 13 Tracks doch für sehr mager… Und bin entäuscht das gerade Seperate, der wohl mehr „deutscher HipHop“ als viele andere ist, gerade diesem Ami-Trend folgt…

Ein Guter Tag zum sterben

„Du willst jetzt lästern? Ich liebe die scheiße, denn wenn Leute über dich reden / ist es egal, was: Du bist im Gespräch“ rappte Separate noch im Vorjahr während seiner Jagd auf den König . Ob er diese relative Wahrheit auch noch so empfand, nachdem ihm im Frühjahr der größere Teil der Rapszene attestiert hatte, gegen einen Kollegah in Topform deutlich den Kürzeren gezogen zu haben, ist durchaus fragwürdig. Zeitlich hätte den Mainzer die Sechs-Minuten-Breitseite jedoch kaum treffen können, zumal sie den gleichen Namen trägt wie das bisher beste Studioalbum seiner Karriere.

Seperate will alles hinschmeissen?

Natürlich lässt es sich das Oberhaupt der Buckwheats-Jungs nicht nehmen, den Beeftouristen unter anderem bei „Ich Fühle Nichts“ ein paar Knochen hinzuwerfen. Separate ist nach wie vor ein Kind des Zorns, und der richtet sich dieses Mal explizit gegen Imagerap-Newcomer und Leute, die „Mainz representen, als wenn es Compton ist.“ Ob wütend oder besinnlich, der Rapper verpasst jedem seiner Texte eine ordentliche Ladung seiner Persönlichkeit. In „2 Perspektiven“ wird die frühe Karriere Samy´s aus Künstler- und Fansicht erzählt, „Ich Steh Wieder Auf“ kommt als klassisches Carpe Diem daher, und dass Mama die Tollste ist wissen wir auch spätestens seit 2 Pac und Sido. Ansonsten verbreitet das Album ordentlich Abschiedstimmung, denn: Separate will das Mic an den Nagel hängen.

Er verpasst seinem Album eine solche Grundaussage („Ich werd‘ es nicht vermissen, und ich scheiß auf Rap. / dieses Game ist eine Hure, hier ist keiner echt.“), relativiert es im Interview mit mzee.com umgehend und ist gleichzeitig noch Homie von Prinz PI,
der ja gerne mal nach achtmonatigem Karriereende die Raplandschaft mit Tonträgern zupflastert. Als nächstes löst er sich in einem
Logikwölkchen auf. Andererseits kann man nach dem Mammutprojekt von vier Collabo-, und zwei Soloalben in vier Jahren auch den Wunsch des Mainzers nach einer Auszeit völlig nachvollziehen.

Furios ist, was Monroe da an Beats zusammenschraubt. Von feierlicher Gänsehaut-Stimmung für das hymnenhafte „One Love“ über Ausflüge in Led-Zep-Classicrock-Gefilde („Meskalin“) bis zu puritanischen Pianoloops für „Ich Fühle Nichts“ erschafft er eine Vielzahl verschiedener Atmosphären, deren roter Faden jedoch nur selten abreißt. Das verspielte orientalische Sample zu
„Willkommen Im Club“ schreit förmlich nach einer Singleauskopplung inklusive Banjo-Feature.

Mein Fazit

Sie ist vielseitig, persönlich, kraftvoll und mit dem einen oder anderen Bombenbeat geschwängert, und dennoch begeistert mich diese Scheibe nicht restlos. Vielleicht reibe ich mich auf Dauer zu sehr an Separates kantigem Rapstyle. Möglicherweise beschäftigt mich auch die Frage, wie der Mainzer immer wieder einen Reim auf seine obskure Aussprache „dürch“ findet, so sehr, dass ich mich nicht genügend auf seine Texte einlassen kann. Sicher jedoch fehlen dem Album die absoluten Höhepunkte. Bei „12/10er“ und „Keine Freunde“ trifft die Symbiose aus Beat und Text wie die Faust aufs Auge, die restlichen Tracks fristen
ein ansehnliches Dasein im soliden Mittelmaß.

Was Flipstar vor sieben Jahren mit der Zeile „Ich scheiß auf eure klinisch toten Tracks, mein Album stinkt nach Schweiß“ umriss, verkörpert 2007 Separate wie kein zweiter. Er war nie ein großer Wortakrobat oder Poet, aber der Prototyp des Arbeitstiers, der seine stärksten Trümpfe – seine Ehrlichkeit und seine allgegenwärtige Liebe zur Rapmusik – auf dieser Platte gekonnt ausspielt. Falls das Kind des Zorns tatsächlich in Rente geht, erweist sich der Albumtitel als wahrhaft gut gewählt. „Ein Guter Tag Zum Sterben“ wäre ein würdiger Ausstand.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Seperate – Ein guter Tag zum sterben!“

  1. […] Separate, Labelchef von Buckwheats und seines Zeichens “Deutschlands Hustler” veröffentlicht am 30.11. diesen Jahres den 2. Teil seiner Mixtapereihe  “Die Jagd nach dem König”. Zu diesem Anlass gibt es auch gleich einen Freetrack mit dem Namen Vendetta 1, als Vorgeschmack auf das kommende Werk des Mainzer Ausnahme-Rappers, zu laden gibst den Track hier bei uns!! […]

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